Denn der Vater war Richter am Obersten Bundesgericht der USA, und wo die Politik mitspielt,
gibt es die Tüte Verschwörungstheorie für nur fünf Cent im Sonderangebot.
Doch bald rennen dem Sohn zwielichtige Gestalten die Bude ein, Beweise (aber für was?)
verschwinden, und er jagt den Gespenstern der Vergangenheit so ziellos kreuz und quer
hinterher wie HRs Figuren in einer Partie. Ist er nur eine Schachfigur im Spiel
politischer Dunkel- und Hintermänner? John Brunner, ick hör dir trapsen.
Man merkt leider, dass das Problemschachwissen des Autors lediglich angelesen ist,
wenn er z.B. den Nowotny bezeichnet als Thema, "bei dem sich zwei schwarze Figuren gegenseitig
daran hindern, wichtige Felder zu decken". Den es zwar auch noch in den Unterausführungen
vornehmer N., finnischer N., jugoslawischer N., russischer N. und aldebaranischer N. gibt,
aber die Definition hat soviel Übergröße wie Shine's...aber lassen wir das.
Aber das ist natürlich Genörgel für die Spezialisten, da Otto Normalpatznase noch nicht einmal
verschwommen ahnt, was ein Nowotny ist. (Na, will sich jemand ein Freigetränk verdienen und mir
die korrekte Definition sagen?) Überhaupt wirken die Zuordnungen der Problemthemen zu den
Kapiteln etwas esoter – ich wünschte, der Autor würde genau erläutern, inwiefern die Handlung
analog zu einem Nowotny, Turton oder ungedecktem Fluchtfeld ist.
Doch ist dies endlich mal ein Roman, wo Schachspieler keine skurrilen Typen (und Problemisten
skurril zum Quadrat) sind. Und die leise Fachkritik soll keinen daran hindern, sich diesen
absolut lesenswerten Roman einzupfeifen.
HR
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