Schachfestival

Perfektion

Leider hat der HSK nur alle 175 Jahre 175jähriges Jubiläum...äh nein, auch wieder falsch formuliert, egal, jedenfalls war dies die Gelegenheit, wieder das Hamburger Schachfestival auszugraben. Es wurde eine Mammut-Veranstaltung mit etwa 300 Teilnehmern im A- und 100 im B-Open, und man muß den Hut ziehen vor den Veranstaltern, dies logistisch hinzukriegen, ohne daß an irgendetwas auszusetzen war (bis auf die jämmerlich röchelnde Lautsprecheranlage, aber nicht mal das war ihre Schuld).
Es machten mit vom SKW: natürlich HR, dazu kamen dann Kai und Enes. (Klar, daß die ziemlich gesalzenen Startgelder etwas abschreckend auf die Masse wirkten.) Und oh Wunder, nur Enes machte einen vorzeitigen Abgang, so daß wir hier eine echte Sensation zu vermelden haben, ein Nicht-HR-Nicht-Jugend-Wilhelmsburger, der ein Turnier auch beendet. Dies läßt doch für die Zukunft hoffen.
Schachlich wurden keine Wunder vollbracht. HR kriegte in der letzten Runde noch mal einen Großmeister aufs Dach, der ihn dreist mit der Nilpferd-Eröffnung niedertrampelte, und kam so auf durchschnittliche 5.5/9 (Platz 61), Kai holte 2.5/9 und sedimentierte auf Platz 276, was aber exakt seinem Platz in der DWZ-Startrangliste entspricht, mehr war nicht drin.
Ceterum censeo HEM esse delendam: Das Turnier zählte gleichzeitig auch als Qualifikation für die DM, was aber offiziell vorher niemals gesagt wurde (klar, inoffiziell wußten es alle). Über den Schwachsinn, eine solche Qualifikation in einem Schweizer-System-Turnier mit indirekter Konkurrenz gegen eine Horde Großmeister zu spielen, lasse ich mich immer wieder gern aus (hätte ich in der letzten Runde gewonnen, wäre ich vielleicht der Glückliche gewesen, so trifft es mit Thies Heinemann einen, der es auch verdient hat - aber es bleibt ein reines Lotteriespiel).
Das Schachfestival soll nächstes Jahr wiederholt werden...vielleicht unter dem Motto "70 Jahre SKW" mit perfekter Organisation und 500 Teilnehmern im Emmaus-Saal?...ja, Sie haben völlig Recht, mit so etwas macht man keine Witze.

Partien:

Reddmann-Möhrmann, Runde 3
1.d4 Sf6 2.Lg5 Se4 3.Lf4 d6 4.f3 Sf6 5.e4 Sbd7 6.Sc3 e5 7.Le3 c6 8.Dd2 Le7 9.Sge2 O-O 10.g4 b5 11.Sg3 exd4 12.Lxd4 b4 13.Sd1 c5 14.Le3 (Um Lg5 nie zuzulassen, aber es wäre besser der Läufer nach f2 und der Springer nach e3 gegangen.) 14...Se5 15.Le2 Le6 16.g5 Sfd7 17.Sf2 Sb6 18.b3 f5 (Eine verfehlte Entscheidung, hier ging d5 endlich und hätte Schwarz das bessere Spiel gegeben.) 19.exf5 Lxf5 20.Sxf5 Txf5 21.f4 Sg6 22.h4 Df8 23.Sh3 (Am Qualitätsgewinn 23.Lg4 hätte Weiß keine große Freude: 23...Sxf4 24.Lxf5 Sg2+ und der König steht auf dem Präsentierteller.) 23...d5 24.h5 Sh4 25.Tg1 Ld6 (Schwarz startet noch einen Versuch, den Springer so teuer wie möglich zu verkaufen.) 26.Tg4 Le5 (26...d4 27.Lf2 Lxf4 28.Sxf4 Txf4 29.Lxh4 Txg4 30.Lxg4 Te8+ sollte auf Dauer gewonnen sein) 27.fxe5 Tf1+ 28.Lxf1 Sf3+ 29.Ke2 Sxd2 30.Kxd2 Df5 (Weiß hat einen ganzen Sack voll Figuren für die Dame, aber sie stehen total unsortiert in der Gegend herum.) 31.Sf2 Dxe5 32.Te1 Te8 (Besser war es, mit 32...Dc3+ 33.Kd1 Da1+ 34.Lc1 c4 die Stellung weiter zu öffnen.) 33.Sd3 Dc3+ 34.Kd1...

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