Schüttelschach

Schachmeisterschaft
Das Schachspiel, das vom Brette winkt,
uns Freuden um die Wette bringt:
man kommt sich dran als Herr vor!
Dem einen beut das Schieben Lohn,
und and’re wieder lieben schon
den Kampf um Burg und Sperrfort.
Man schiebt mit raschem Finger dort
die hübsch geschnitzten Dinger fort,
indem man klug den Stein lenkt;
doch als der größte Meister gilt,
wer seines Heeres Geister mild
nach Kampf zum Siege einlenkt.
Das schönste Spiel uns Lasker bot,
der feurig wie ein Basker loht,
ihm lacht der Menge Beifall;
spielt nicht der Meister Rubinstein
so sauber und so stubinrein,
daß man in Schwärmerei fall’?
Am Schachbrett auch der Sämisch hängt
und alle Gegner hämisch senkt
er in den Grund - wie Rheinlachs!
Stets rang der wack’re Spielmann zäh,
wie zu des Sieges Ziel man späh’,
spielt er auch mal zum Schein lax.
Man staunt, wie sich der Reti plagt
der über Krethi-Plethi ragt
wie übers Haus der Luftschacht:
Wenn er durchs Brett den Springer zwängt
und seines Feindes Zwinger sprengt,
vergnügt sogar der Schuft lacht!
Ein jeder auf der Lauer bebt,
wie lang ihm Turm und Bauer lebt,
kühn kämpft er wie die Rothaut;
bis vis-à-vis der starke Held
ihm zeigt, wie man ‘ne Harke stellt
und auf dem Brett ihn tothaut!
Curt Peiser, Berliner Illustrirte Zeitung 1925, S. 206

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