Mittel-Stand-Cup

Beim Mittel-Stand-Cup landete Wilhelmsburg (HR 6.5/7, Kempe 3/7, Struckhof 4.5/7, Brandt 3/7) mit 11 MP auf Platz 2. Im Rahmen des HSK-SKW-Vereinszeitung-Artikel-Austauschprogramms drucken wir hiermit exklusiv und vorab den Bericht sowie die Analyse von Jürgen Bildat vom HSK-Gewinnerteam. Vielen Dank! Red.

Reise ins Hamburger Schach-Parallel-Universum

Schach wird in Hamburg nicht nur in 39 Vereinen gespielt, sondern auch in 33 Betriebssportgruppen. Diese haben sich völlig autonom selbständig organisiert und tragen neben ihrem Liga-System in 7 Spielklassen mit Auf- und Abstieg auch sehr viele Turniere in Eigen-Regie aus. Von dieser Parallel-Welt scheinen jedoch Vereinsspieler (bis auf einen Eintrag im Verbandsterminkalender) nicht viel mitzubekommen. Umgekehrt gibt es allerdings auch viele Betriebssportler, die sich keinem Verein angeschlossen haben. Sie bleiben lieber in ihrem eigenen Schach-Universum, wo man zwar Jugendliche vergeblich sucht, aber auch nirgendwo ein Hauch von Hektik auszumachen ist. Da wird selbst in der Blitz-Phase einer Partie seelenruhig weiterüberlegt statt jetzt in Aktionismus zu verfallen: Das Ausknobeln eines Zuges wird zumeist über das bloße Ergebnis gestellt.
An dieser Betriebssportgemütlichkeit können zweimal im Jahr beim 15 Minuten-Schnellschach auch Vereinsmannschaften teilnehmen: Am "Cup der guten Hoffnung" mit einer Maximal-Spielstärke "Kreisliga" und jetzt wie am letzten Montag am "Mittel-Stand-Cup" bis zur Bezirksliga.
Die diesjährigen Spitzenteams unter den 18 Mannschaften kamen dann auch samt und sonders aus Vereinen: An drei gesetzt war der Bezirksliga-Absteiger Schachklub Wilhelmsburg (in der Aufstellung: Hauke Reddmann, Jörg Kempe, Ralf Struckhof, Carina Brandt), an zwei der Aufsteiger in die Bezirksliga, Schachklub Altona, und Top-Favorit war mit großem Abstand der Hamburger Schachklub, der quasi aus einem "Best of" aller HSK-Bezirksliga-Teams bestand: Jürgen Bildat (Brett 1 von HSK 9), Erich Scholvin (Brett 2 von HSK 9), Bettina Blübaum (Brett 3 von HSK 12) und Leon Tscherepanov (Brett 2 von HSK 11). Da der HSK allerdings nur sehr selten mit eigenständigen Teams bei diesen offenen Betriebssportturnieren antritt, hatten sie dann schnell den Ruf von "Exoten" weg: Die Einen freuten sich darüber, auch mal gegen 2000er-DWZ spielen zu können, die Anderen resignierten dann recht schnell angesichts der ausgeglichenen Gesamt-Spielstärke. So verlief denn auch der "Mittel-Stand-Cup" von der ersten Runde an recht langweilig, was die Spitze betraf:
Lediglich Altona verabschiedete sich schnell aus dem Kreis der Sieganwärter nach zwei knappen Niederlagen in den beiden Startrunden. Sie wurden allerdings vom vierten teilnehmenden Vereinsteam, den Bezirksliga-Aufsteigern von der Schachvereinigung Blankenese, sehr gut ersetzt, die sich permanent an den vorderen Tischen tummelten und als Setzlisten-Zehnter am Ende einen hervorragenden vierten Platz belegten und damit ihren "Vize"-Überraschungscoup aus dem Vorjahr nur knapp verpassten.
Von der ersten Runde an bis zum Schluss bestimmten ganz vorne an der Tabellenspitze die mit Abstand beiden besten Teams mehr als eindeutig das Geschehen: Wilhelmsburg und der HSK. Bereits nach drei Runden hatten sie sich vom Rest des Feldes abgesetzt, so dass der direkte Showdown in der 4.Runde die Vorentscheidung um den Turniersieg bringen konnte.
Am 2.Brett sorgte Erich Scholvin gegen Jörg Kempe recht schnell für die 1-0 Führung des HSK. Dann wendete sich jedoch das Blatt: Erst konnte Carina Brandt gegen Leon Tscherepanov gewinnen, dann kam es am Spitzenbrett zu folgendem Wechselbad der Gefühle:

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