10 gegen Lüneburg

Mit 24.500 ELO-Punkten für "Schach als Fach"

Am 22.09.2012 fand zum zweiten Mal das Schachevent "10 gegen Lüneburg" statt: eine riesige Halle voller Schachbretter, 300 Spieler plus 10 (Groß)Meister, ZDF, NDR, diverse Zeitungen und viele Zuschauer.
Aber der Reihe nach. Lüneburger Vereine und viele Helfer und Unterstützer haben es wieder geschafft, 10 GMs und IMs nach Lüneburg zu bringen, die jede/r gegen 30 Spieler zum Simultan antraten. Dabei waren Alexei Shirov, Johnny Hector, David Baramidze, Alexander Naumann, Melanie Ohme, Marta Michna, Judith Fuchs, Sarah Hoolt, Jens Ove Fries-Nielsen und Aljosha Feuerstack. Die Zehn bringen es zusammen tatsächlich auf fast 25.000 ELO-Punkte.
Das Motto in diesem Jahr war „Schach als Fach“ mit dem Ziel, öffentlichkeitswirksam die Einführung von Schach als Schulfach einzufordern. Starredner und seit einigen Jahren mit dieser Mission unterwegs war kein geringerer als Garry Kasparov. Leider hat er nicht am Simultanturnier teilgenommen, aber er ist ein sehr unterhaltsamer Redner und hat im Anschluss stundenlang Autogramme geschrieben, bis wirklich alle Bücher, Schachbretter, Partieformulare, T-Shirts und was man sonst noch beschreiben kann signiert waren. Den wahrscheinlich besten Schachspieler aller Zeiten einmal live zu sehen, war schon ein besonderes Erlebnis.
Großartig auch Björn Lengwenus (genau, der von "Fritz und fertig"). Auf der Bühne liefen zwei Blitzpartien zwischen Lüneburger Schülern, die er im Stile eines Fußballreporters live kommentiert hat. Dabei wird ein simples Schach beinahe genauso aufregend wie ein Schuss von Marco Reus aus 25 Metern in den Winkel!
Außerdem gab es noch einen Internetvergleichskampf zwischen einer Schule in Lüneburg mit einer Partnerschule in Südafrika. Marta Michna spielte mehrfach 4 Blitzpartien gleichzeitig und gewann fast alle Partien! Erst als ihre Kondition nach geschätzten Sprints von mehr als 5 km zwischen Brettern nachließ, gab es das ein oder andere Remis. Abschließend spielten dann die 10 Meister ein Blitzturnier aus.
Moderator der Veranstaltung und der zahlreichen Interviews war Helmut Pfleger, den die Älteren unter uns noch aus dem Fernsehen kennen, z. B. als Moderator der legendären Hamburger Großmeisterturniere in der Patriotischen Gesellschaft in den 80ern oder der Sendereihe zum Bauerdiplom.
Der niedersächsische Kultusminister Altusmann war sichtlich beeindruckt und versprach "Schach als Fach" mit einigen anderen Bundesländern voran zu treiben.
Für mich hat der Spaß bereits am Vorabend begonnen, da mir unser Trainer Jonathan Carlstedt erzählte, der einer der wesentlichen Treiber der Veranstaltung ist, dass er versuchen wolle, Alexei Shirov für eine Trainingssession zu gewinnen. Was Johnny anpackt, das klappt auch und so gab es ein dreistündiges Training in den Räumen des Turm Lüneburg. Gerade mal 14 Teilnehmer lauschten den Analysen des ehemaligen Vizeweltmeisters und diskutierten die eine oder andere Variante. Zunächst fühlte ich mich ein bisschen deplatziert zwischen Spielern, die einige Hundert DWZ-Punkte mehr auf der Uhr hatten, denn es nahmen z. B. auch Melanie Ohme und David Baramidze teil. Da war ich doch froh, mit Matthias Wasmuth vom SV Diagonale wenigstens ein bekanntes Gesicht im Raum zu entdecken. Alexei ist aber einfach ein netter Typ, der es mit seiner Begeisterung und der enormen Schacherfahrung exzellent versteht, die Ideen und Varianten zu präsentieren und zu bewerten.

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