HEM

Unverdient

Es geht auch so. Man kann inzwischen mit einer DWZ-Leistung von 2288 Hamburger Meister werden (obwohl, sooo schlecht, wie auf Seite 1 impliziert, ist HR noch nicht ). Dazu braucht es nur zweier etwas glücklicher Siege gegen die härteste Konkurrenz sowie einem Pulk, der sich die Punkte gegenseitig wegnimmt. (Es ist bezeichnend, daß nur die ersten 7 von 20 Spielern überhaupt mehr als 50% holten!) Dann darf man zwischendurch sogar mal in Remisstellung aufgeben.
Aber der Reihe nach.
Seit dem Ende der IHEM...blablabla...copy&paste...von der Papierform konnte man nur von Colpe und Ritscher die Fähigkeit erwarten, das Feld deutlich abzuhängen. Letzterer war in diesem Turnier definitiv nicht in Bestform und spielte in dem unerwartet dramatischen Kampf um den Meistertitel keine Rolle. Zur Halbzeit hatten sich eh alle dreie nicht mit Ruhm bekleckert: HR hatte das Turnier nach seiner totalen Pleite gegen Dumjahn in Runde 4 (und dazu noch mit Weiß, und dazu noch wie gesagt, als er die Partie schon fast gerettet hatte) sowie einem unfähigen Endspielremis, einem glücklichen Sieg und einer so gerade eben aus dem Feuer geholten Remispartie schon abgehakt (2/4), und er hatte den durchaus richtigen Eindruck, er könne momentan kein Schach mehr spielen. Aber auch Ritscher und Colpe (2.5) krebsten noch hinter Jacoby (3.5) hinterher.
In Runde 6 kam dann der vorentscheidende Schwarzsieg von HR gegen Ritscher. Dieser hatte unter vielen Abtauschmöglichkeiten keine gute erwischt, und der Eröffnungsvorteil war dahin. Es folgte ein äußerst cleveres Remisangebot von HR, was der Gegner besser angenommen hätte, stattdessen hielt er es für Schlaffitum und streute eine überscharfe Graupe ein. Nun zog HR an – er ist bekannt dafür, aus nichts in Windeseile einen fürchterlichen Angriff zusammenzubasteln, und ehe Weiß noch gemerkt hatte, was los ist, stand er auch schon völlig platt.
Inzwischen hatte Colpe die Tabellenführung erobert, wodurch es natürlich noch enger an der Spitze wurde. Immer streute der eine oder andere Spieler ein Remis ein (HR konnte auch die Partie in der achten Runde nur so eben retten) oder wurde abgewatscht (wie der lange führende Jacoby von HR), so daß jetzt vier Spieler mit 5.5 Punkten an der Spitze gegeneinander spielen mußten.
HR hatte die denkbar schlechteste Ausgangsposition: wieder Schwarz, und hoffnungslos nach Buchholz zurück. OK, auf ein Remis Bente-Schröder hätte man bei keinem Buchmacher eine vernünftige Quote bekommen, das konnte man noch vorsichtig einkalkulieren. Aber wie selbst gewinnen? Doch hier kehrte sich der Amboß des Schicksals (HRs Fahrradunfall aus dem letzten Jahr) gegen seinen Werfer. Colpe spielte schon wieder Nimzo. Und mit ohne Riesenbeule bei HR soll man sich nicht mal als GM auf Nimzo einlassen, es ist das einzige, was HR kann. Diesmal daddelte HR nicht die Partie in 8 Zügen ein, sondern schob den Gegner nach dessen vielen positionellen Fehlentscheidungen gnadenlos zusammen. Ein letzter verzweifelter Versuch, Chaos zu stiften, wurde von HR trocken in ein totgewonnenes Turmendspiel abgewickelt.
Nun hätte es normalerweise bei Bente-Schröder eigentlich einen blinden Turmeinsteller oder gar ein Handyklingeln oder einen entlaufenen weißen Hai oder wasweißich geben müssen, aber deren Turmendspiel war und blieb remis, eine Schlamperei, für die irgendein Unterengel in der Hölle schmoren wird. Und so wurde HR ganz unverhofft Hamburger Meister.

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