Schachbrettblumen-Turnier

Die 9, der Junker und das Edelfrollein

Die Geschichte dieses Turniers beginnt schon zwei Monate vor dem eigentlichen Event. Ende März auf einer Radtour mit der Familie über Hörsten an die Elbe stoppen wir am "Junkerfeld". Was ist daran besonders? Nun hier blüht im März / April die sehr seltene, dafür aber hochgiftige und unter Naturschutz stehende Schachbrettblume. Auf einer Info-Tafel wird in Platt- und Hochdeutsch eine Geschichte zur Blume erzählt, die sich in Kurzform und in meinen Worten etwa wie folgt abgespielt hat:
Der Junker war ein extrem gut aussehender und finanziell gut situierter Junggeselle. Kein Wunder, dass das in der Nähe ansässige Edelfrollein sich schwer in den Kerl verguckt hatte und ihn heiraten wollte. Der Junker fand sie wohl auch nicht schlecht, aber kam nicht so richtig zu Potte, weil er den Großteil seiner Freizeit mit dem Schachspiel und nicht mit dem Frollein verbrachte.
Für eine bestimmte, laue Frühjahrsnacht (vermutlich auch noch bei Vollmond) hatten sich beide verabredet und das Frollein wollte bei dieser Gelegenheit konkrete Pläne für die Freizeitgestaltung sowie die mittel- bis langfristige Lebensplanung besprechen und wer weiß, was noch so in ihrem Kopf umging. Just an diesem Abend kam aber der beste Kumpel des Junkers von einer langen Reise zurück. Klar, dass die beiden dann erst mal einige Blitzpartien zockten. Darüber vergaß der Junker seine eigentliche Verabredung.
Das Edelfrollein stand allein in der Botanik und war natürlich sehr enttäuscht, dass er nicht auftauchte. Sie weinte bitterlich, was spontan die in dieser Gegend zuständige Fee auf den Plan reif. „Er liebt mich nicht, er will immer nur Schach spielen“, seufzte das Frollein. "Ich will ihn nie mehr sehen, so enttäuscht bin ich!". Nun muss man wissen, dass die Fee ihre aufwendige Ausbildung nur gerade so eben bestanden hatte. Deshalb musste sie im Feenhandbuch nachschauen, was in so einem Fall zu tun sei. Da stand dann schwarz auf weiß, dass der Junker, der sich so unhöflich und ignorant aufgeführt hatte, in eine Schachbrettblume zu verwandeln sei. Gelesen, getan: auf der Wiese stand plötzlich eine lila-farbene Blume, auf deren Blütenblättern sich eindeutig das Muster eines Schachbretts abzeichnete.
Aber, wie Frauen halt so sind, nach einiger Zeit vermisste sie den Junker doch sehr und rief erneut die Fee zur Hilfe. "Bitte befreie den Junker von dem Zauber. Ich kann ohne ihn nicht leben", sagte das Frollein. "Nun ja", antwortete die Fee. "Beim Thema Rückzauberung war ich mehrfach unpässlich und habe die eine oder andere Schulstunde verpasst. Aus der Blume wieder den Junker machen, das kann ich leider nicht." Das folgende, bitterliche Geheule ging dann aber auch der Fee ziemlich auf den Zeiger. "Wenn du möchtest, kann ich dich auch in eine Schachbrettblume verwandeln. Dann sind der Junkern und du euch immer nahe!", war die Ersatzlösung, die die Fee anzubieten hatte. Das Frollein willigte mangels Alternativen ein und – zack – stand neben der Lila-Blume eine weiße! Und wenn sie nicht verwelkt sind …

Diese Vorgeschichte muss man kennen, um die dann am 18.05.2014 folgenden Ereignisse verstehen zu können. Schon seit einigen Jahren veranstaltet der SV Blankenese in der sogenannten Grünen Schule im Loki-Schmidt-Garten das Schachbrettblumenturnier. Der Name ist durchaus passend, denn im Garten gibt es natürlich Schachbrettblumen und – der aufmerksame Leser ahnt es schon – hier ist auch die ortsansässige Fee zu Hause.

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