Inselkunst

"Das Leben ist groß", Jennifer Dubois
"Mein Leben ist die Hölle!" (Buddha 500 v. Chr, Gnostiker 200 n. Chr., Bernd das Brot und HR ca. 2000 n. Chr.) Und so mancher Höllenbewohner leidet unter dem Irrglauben, die Hölle wäre allein für ihn gemacht, mit Frühstück, Bad und WC. Doch er hat ein paar Milliarden Kollegen. Also. Was tun, wenn die einzige Option Scheitern ist? Ein ums andere Mal? Und man es weiß? Die Autorin gibt gleich die Antwort auf die selbstgestellte Frage: Weitermachen, um wenigstens Gott den Mittelfinger zu zeigen. Es macht eh keinen Unterschied, wenn man ausnahmsweise mal gewinnt - der Protagonist und Schachgroßmeister Besetow (sehr offensichtlich an Garry Kasparov angelehnt) wird Weltmeister, doch der Sieg fühlt sich seltsam hohl und leer an. Und das ist noch, bevor er sich mit Putin anlegt. Die zweite Protagonistin Irina Ellison hat noch weniger zu lachen: Chorea Huntington. (Wer starke Nerven hat, der google.) Und so treffen sie sich in der Hölle zwecks gemeinsamen Leidens.
Der Debütroman der Jungautorin ist literarisch grandios. Ein paar Abzüge in der B-Note verteilt Reddmann-Ranicki trotzdem: Wie alle Bücher nach ca. 1950, die nach Kilogramm verkauft werden, hätte Kürzen auf die Hälfte das Buch zu einem Meisterwerk gemacht; die Autorin begründet im Nachwort (lose) "Beschreibende Notation macht es für Nichtschachspieler lesbarer" - aber für Schachspieler klingt es einfach doof; der deutsche Titel ist wie alle übersetzten englischen Titel Verlagswerbefuzzis geschuldet, wo doch "Abriß einer Geschichte der verlorenen Liebesmüh" oder irgendwas in der Art den englischen Titel gut eingefangen hätte. Schließlich heißen ja auch 100 andere Bücher inzwischen "Das Buch, dessen Titel zu lang war und dazu auch noch völlig bescheuert".
Strong Readenmüssing.

wK sD

HR

Die IS-Frühlingsküche

Kartoffelsalat "Quodlibet" (für 1 Person, nach dem großen Frühlingsputz)
1 Glas Delikatess-Mayonnaise in einen möglichst großen Haushaltseimer leeren (ist sie bockig, mit etwas Milch nachhelfen). Dazu Tomatenmark und Senf (nur den original Königlich Bayrischen, fragen Sie Ihr Museum). Falls Sie noch einen Sojafisch oder Wasabi vom letzten Sushi, Würztüten oder anderes Gelump beim Aufräumen gefunden haben, immer rein damit, heute werden keine Gefangenen gemacht. Kartoffeln (Glas oder frisch gekocht, die ganz Harten nehmen rohe) mit der Kettensäge in leidlich dünne Scheiben schneiden, hinzugeben. Nach Belieben ein Glas Giftpilze, Erbsen und Mandarinen hinterherkippen. Gekochte Eier von vorletzten Ostern sind auch OK. Finden Sie auch einen original abgelaufenen Marmstorfer Schokoriegel, so gehört der NICHT rein, sondern wird zur Kaffeezeit feierlich unter Geigenmusik verzehrt. Dasselbe gilt für Atommüll, bitte bei der Parteizentrale der Grünen abgeben. Als letztes kaufen Sie eine frische(!), mindestens 10 cm große(!!) Zwiebel, hacken sie in kleine Stücke und rühren sie zur Desinfektion unter, da beim "Quodlibet" traditionell mindestens eine Zutat schon nicht mehr ganz gut ist. Eine Stunde gären lassen und mit äußerster Vorsicht abschmecken. Danach feststellen, daß das kein Mensch essen kann, es HR schenken (falls der unerwartet tot umfällt: ES! GEHÖREN! KEINE! GURKEN! IN! KARTOFFELSALAT!!) und zum Dönerladen gehen.

HR

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