Inselkunst

"Die Spiegel von Kettlewood Hall", Maja Ilisch
Regalmeter um Regalmeter Bücherhalle sind zugemüllt mit Drachenvampirzombie-elfenhelfennurdukannstdieweltretten- McFantasy-Dreck. Ich warte auf die erste KI, die diese Art Bücher vollautomatisch schreibt und verkauft, 10 Zeilen FORTRAN sollten reichen. Man ist schon sehr zufrieden, wenn ein Buch wie dieses zur Abwechslung nicht dreimal ausgeschi...edene und wiedergekäute Fantasyklischees bedient. Also da haben wir die Protagonistin, unterste englische Unterschicht, die das Schicksal in ein fettes Schloss verschlägt (Mutter aller Kulturschocks!), wo sie eine Schachpartie gegen Satan (nein, das wäre wieder Klischee, der verantwortliche Dämon hat indischen Migrationshintergrund und ist eigentlich auch nur Opfa) beenden muss, erschwerend mit lebenden Figuren (sozusagen). Schachlich eher dünn, aber sie findet einen cleveren Weg, die Partie abzuwürgen (und nein, auch nicht Patt wie klischeeüblich, soviel Nichtspoiler muss sein. Gut, daß der Dämon keine FIDE-Schiriausbildung hat ).
Auch wenn so ein Zeuch normalerweise nicht zu meiner Leseliste gehört (Liebeliebeliebe! Pfui! Bäh! Spuck!) und eher als Young Adult (deutsch: Pubertiere am Rande des Nervenzusammenbruchs) vermarket wird, besticht der Roman durch feine Charakterisierung und Setting. Lesenswert!
wL wL

HR

Knight
(Autor nicht recherchierbar. Witzhinweis: englisches Wortspiel, Knight=Springer/Ritter)

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