Die Schachnovelle, Graphic Novel von Thomas Humeau (nach Stefan Zweig)
Ich konnte schon mit dem Original nix anfangen (hübsch, wie "Raumschiff fliegt mit Überlicht"
von der "willing suspension of disbelief" kommentarlos abgenickt wird, "Mensch lernt in Einsamkeit
von Nazi-Knast so gut Schach, daß er den Weltmeister schlägt" aber alle Alarmsirenen losgehen lässt
). Insofern hatte ich wenig Hoffnung. Aber das muss der Neid
ihm lassen, die gewaltige Bildersprache, würde sagen frankobelgischer Stil, der Mann versteht
sein Handwerk: als Comic wäre es die Höchstpunktzahl. Wir treten mal die unnötige Rahmenhandlung
und andere Freiheiten, die er sich mit dem Werk erlaubt hat, in die Tonne, und geben noch einen
spezialgelagerten Sondertipp (sehen Sie sich stattdessen die ARD-Neuverfilmung von 2021 an,
die bekommt von mir dank der epischen Schauspielerleistungen eine 1++) sowie eine Wertung von
Rückwärtsland, Henning Wagenbreth
Grandios. Nur wenige Werke können überhaupt in HR eine Emotion hervorrufen (also eine andere als
"Du verschwendest meine Lebenszeit!"). Man mag die Reime und den Zeichenstil etwas eckig finden,
doch das verstärkt allenfalls den Effekt. (Der Mann wurde nicht umsonst bereits heftig bepreist.)
Die Geschichten werden rückwärts erzählt, um die Aussage auf den Punkt zu bringen. (Der Künstler
hat weder das eine noch das andere Stilmittel erfunden, aber nie war es so eindringlich.)
Natürlich existiert in einem einzelnen Comic-Panel keine Zeit, daher wird das Drehen des Zeitpfeils
symbolisiert durch das Rückwärtsbuchstabieren (nein, das ist keine Spiegelschrift!)
sämtlichen Letterings. Kaufen Sie das Buch, das Bücherhallenexemplar wurde bereits einmal
von meinem evil twin geklaut!
(P.S. Natürlich gibt es nur eine Schachgeschichte im Buch, siehe nächste Seite, und daß das Brett
munter seine Größe wechselt, aber nie 8*8 hat, buchen wir unter künstlerische Freiheit.
Sie erkennen auch bei 6*7 sofort: Sizilianisch! )
Abb. 1. Quallotls in verschiedenen Zeichenstilen. |
HR
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