Die Organisation war hervorragend, die Spielbedingungen aber nicht optimal. Das lag daran, daß das IZT viel Raum wegnahm und die anderen Turniere deshalb unter entsprechend beengten Verhältnissen stattfanden. Die vorderen Bretter des Hauptturniers wurden sogar ins nahegelegene "Volkshaus" ausgelagert, wo man an warmen Tagen immer meinte, kurz vor dem Hitze-Kollaps zu stehen, manchmal aber durch die hereindringende Musik der Nachbarkneipe wieder aufgemuntert wurde. Solches hat man aber gern hingenommen, denn wann erlebt man schon mal ein Interzonenturnier. Es gab bis zum 25. Platz Geldpreise. Da SW elomäßig auf Platz 18 gesetzt war, rechnete er sich gewisse Chancen aus... Nach der achten Runde (5,5 Punkte) kam die Spitze langsam in Sicht. In Runde 9 kam dann die Katastrophe. Nach 5 Stunden Dauerkneten hatte sich der Vorteil des Läuferpaares endlich zu einem gewonnenen Endspiel herausgebildet, als plötzlich einer der Läufer auf hinterhältigste Weise abhanden kam. Das raubte SW die gesamte Energie, sodaß er in der 10. Runde nur noch die Partie Hamann - Uhlmann (Halle, 1963) inclusive des Verlustzuges duplizieren konnte und somit in den beiden letzten Runden eine Doppelnull fing (5,5/10, 58. Platz). Hier die beste Partie.
Runde 7 Weiß: Avraham Har-Zahav (Israel) - Schwarz: SW
1.d4 Sf6 2.Lg5 Se4 3.Lf4 c5 4.d5 Db6 5.Sc3 (ein seltsames Bauernopfer) 5...Dxb2 6.Sxe4 Db4+ 7.Dd2 (lustig ist 7.c3 Dxe4 8.e3, damit die schwarze Dame nicht mehr über den Damenflügel entwischen kann) 7...Dxe4 8.Sf3 d6 9.e3 Db4 10.c3 Da5 11.Ld3 g6 12.O-O Lg7 13.Tac1 O-O 14.e4 Sd7 15.Lh6 Dc7 16.c4 Se5 (besser ist wohl 16...e5) 17.Sxe5 dxe5 18.Le2 Ld7 19.Kh1 a6 20.g4 (Weiß plant, einen Turm nach h3 zu stellen) 20...Dd6 21.Tc3 f6 22.Lxg7 Kxg7 23.Th3 Tf7 24.Tb1 b5 25.Da5 Tff8 26.a3 Tfb8 27.Dd2 g5 28.Thb3 bxc4 29.T3b2 (Weiß blockiert sehr geschickt den Damenflügel. Der richtige Plan für Schwarz besteht jetzt in 29...Tb5 30.f3 Tab8 31.Lxc4 Txb2 32.Txb2 Lb5, aber Zeitdruck macht sich bemerkbar) 29...a5 30.f3 Txb2 31.Dxb2 c3 32.Dxc3 a4 33.Tc1 (besser 33.Lc4) 33...Tc8 34.Da5? (Tb1) 34...c4 35.Dc3 Lb5 36.Tb1 Dc5 37.Td1 La6 38.Kg2 Tb8 39.d6 (die beste Chance, da ein weißfeldriger Stützpunkt auf d5 entsteht) 39...exd6 40.Td5 Dc6 (stärker 40...Db6) 41.Ld1 Kg6? (Schwarz findet noch keinen Gewinnplan und macht einen Abwartezug, aber einen schlechten. Er sollte wohl immer noch 41...Db6 ziehen, z.B. 42.Lxa4 Db2+ 43.Dxb2 Txb2 44.Kg3 c3 45.Txd6 Lf1 oder 45.Td1 c2 46.Tc1 Ld3 und Schwarz gewinnt in beiden Fällen) 42.f4 (wieder das Motiv weißfeldriger Räumung. Es zieht im schwarzen Königspalaste) 42...gxf4 (sicherer war 42...exf4) 43.g5 fxg5 44.Dh3 Lc8 45.Dh5+ Kf6 46.Dh6+ Ke7 47.Lxa4 (Inkorrekt, aber auch nach anderen Zügen entkommt Schwarz: 1.) 47.Dxh7+ Kd8 48.Dg8+ Kc7; 2.) 47.Dxg5+ Kd7 48.Dg7+ Kd8 nebst Ld7/Kc7; 3.) 47.Txe5+ Kd8 48.Dxg5+ Kc7 49.Te7+ Kb6) 47...Tb2+ 48.Kh1 Dxa4 49.Dxd6+ Kf7 50.Dc7+ Kg6 51.Dc6+ (oder 51.Td6+ Kh5 52.Dxh7+ Kg4 53.h3+ Kg3) 51...Dxc6 0-1

Hat man nach 2 Wochen Biel genug vom Schach? Nein. Schon auf der Rückfahrt wurde im Zug das Schachbrett wieder rausgeholt und von Basel bis Hamburg durchgezockt.

SW

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