Opfer der Schachgöttin . . . 1001. Fortsetzung

Beruflich schlitterte der Jungmeister, der mit siebzehn und der mittleren Reife die Schule verlassen hatte und Versicherungskaufmann gelernt hatte, von einem Job in den nächsten. Er arbeitete ("unter meinem geistigen Niveau") als Buchhalter bei verschiedenen Behörden und Kleinunternehmen und machte zwischendurch - in Jahren des Schachüberdrusses - das Abitur nach, um Wirtschaftspädagogik zu studieren. Kurz vor dem Examen ereilte ihn, "aus Prüfungsangst, aus Streß oder Frust über die Studienbedingungen", eine schwere Krankheit, "eine Art Schizophrenie oder so". Ein Jahr lang wurde er in der Psychiatrie mit harten Psychopharmaka behandelt. Als geheilt ent-lassen, betrat er erneut die Schachszene, erreichte wieder seine alte Spielstärke von rund 2370 und erhielt sogar einen sehr lukrativen Vertrag bei einem Bundesligaverein, dessen Sponsor ihn persönlich in einem "Siebener BMW" von der Bahn abholte.
Bei diesem Verein blieb er drei Jahre als "Schachprofi". Zu den etwa 400 Mark pro Partie und Monat verdiente sich der bescheidene junge Mann, der noch immer in der kleinen Wohnung seiner Mutter lebt, ein Zubrot durch Schachtraining und Privatunterricht für Manager. Studzinski nahm dreißig Mark für die Stunde. Wie für die meisten seiner reichen Schüler war auch für den Sponsor seines Bundesligavereins das Schach nur ein vorübergehendes Hobby. Eines Tages zog er sich zurück, der Verein stieg ab, und Studzinski wurde wieder arbeitslos. Nach weiteren beruflichen Fehlschlägen, Depressionen und Selbstmordversuchen begann er mittels Psychologie, Theologie und Esoterik eine Selbsttherapie und schloß ein EDV-Umschulungsprogramm erfolgreich ab.
Psychischen Halt fand er auch bei den alten Kumpels in seinem ersten Schachclub, in dem er vor 25 Jahren angefangen hatte und für den er jetzt umsonst spielte. Oder der Club und die Szene sein zerrissenes Leben verursacht oder aber sein psychisch vorbestimmtes Schicksal erleichtert haben, weiß er nicht. "Die Szene gibt dir einerseits Halt, andererseits triffst du dort gefährliche Menschen, die dich durch ihr schlechtes Beispiel runterziehen können."
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Werden wir je erfahren, wie dieser Artikel endet? Dranbleiben!

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