Autoren der Red. bekannt
Also los, aber allzu doll ist die Geschichte nicht.
Letzte Runde der Bundeswehrmeisterschaft 1985.
Die ersten drei gewannen zwei Wochen Urlaub auf Kreta [Unterbringung auf dem
Luftwaffenstützpunkt6 8-( ], der vierte einen Farbfernseher von Panasonic. Daran
sieht man, warum der Wehretat so hoch ist. Relativ schnell waren die Partien an den
vorderen Tischen beendet. Keitlinghaus war mit 10/11 durch, Hedke hatte von den
drei nachfolgenden (8/11) die beste Buchholz-Punktzahl und mußte auch zu den
Fliegern (er diente ohnehin bei dieser Truppengattung). Logischerweise waren
sowohl Stabsarzt Dr. Cordes und ein hier nicht näher genannter Konkurrent scharf
darauf, vierter zu werden und den Fernseher nach Hause zu bringen. Als die letzten
Turniergegner dieser beiden ihre Partien beendet hatten, kannte man auch hier die
Buchholz-Punkte. Immer noch Gleichstand. Taktisch geschickt, wie in seinen Partien,
nutze Cordes den Moment, um seinem Rivalen einen Tausch der Preise zu offerieren,
falls dieser vierter würde (nach der verfeinerten Buchholz-Wertung, in der die
Buchholz-Punkte sämtlicher Turniergegner addiert werden). Bald waren die meisten
Partien der letzten Runde beendet, der Turniersaal leerte sich zusehends, und die
Spieler bereiteten sich auf das Schlußbankett vor. Nur Cordes addierte fieberhaft
die Punkte für die verfeinerte Wertung, von diesen Zahlen hing sein Wohl und Wehe
ab. Hinten in den letzten Reihen lieferten sich noch zwei Spieler ein erbittertes
Gefecht, und siehe da, von dieser Begegnung der beiden ambitioniert stümpernden
Kämpen hing der Kampf um den dritten Platz ab; denn einer von Cordes Gegnern
hatte gegen den Weißen, ein Gegner des anderen, nennen wir ihn L., hatte gegen
den Schwarzen gespielt. Zäh verstrichen Viertelstunde um Viertelstunde sowie
ungenutzte Gelegenheiten auf dem Brett; mit angehaltenem Atem verfolgten Cordes
und L. die Partie. Fast jeder Zug kam für die Zuschauer überraschend, trotz tiefsten
Nachdenkens wären sie niemals darauf verfallen. Schließlich, es war kurz vor der
Zeitkontrolle, sank der schwarze Recke in den Staub, und Dr. Cordes war um einen
Trip in den Südosten Europas reicher. Sein Rivale schaute von da ab fern in Farbe,
unter anderem Reiseberichte über Kreta, aber noch vieles mehr.
Original-Jubi-Beitrag von Ralf Linnemann
6