Schachanekdoten
(Fortsetzung)
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Emanuel Lasker befand sich einmal unter den Zuschauern einer Simultanveranstaltung. Einer der Teilnehmer wollte das
für sich nutzen und fragte den Weltmeister nach den Zügen 1. e2-e4 f7-f6 2. d2-d4: "Sagen Sie, Maestro, was ist Ihrer
Meinung nach nun der beste Zug?" "g7-g5", antwortete Lasker. Der Freund fremder Ratschläge führte diesen Zug aus - und
wurde mit 3.Dd1-h5 matt gesetzt. Als er sich empört umdrehte, antwortete ihm Emanuel Lasker unter dem beifälligen
Gelächter der Kiebitze, daß er den Zug g7-g5 nicht für Schwarz, sondern für Weiß am besten hielt...
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Die bisher kürzeste Wettkampfpartie wurde im Jahr 1925 gespielt, und zwar in einem kleinen Turnier, das Konstantin
Wygotschikow gegen junge Smolensker Schachsportler austrug. Dabei gab er den noch unerfahrenen jeweils den Bauern
f7 vor. Einer seiner jungen Gegner hatte 1.e4 gespielt, worauf der Meister automatisch 1...e5 antwortete - und sofort
aufgab, ohne die offensichtlich entscheidende Antwort Dh5+ abzuwarten. So ging die Partie nur über einen Zug! Der
erfolgreiche junge Mann war der spätere Großmeister Michael Judowitsch.
Zunächst jedoch wurde er Konstantin Wygotschikows Schüler.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bobby Fischer hatte einen speziellen Humor.
Bei einem großen Simultan gewann er gegen einen Patzer schnell die Dame. Wieder zurück bei jenem, hatte der aber seine
Dame wieder auf dem Brett plaziert.
Bobby Fischer ließ sich nichts anmerken - und spielte weiter. Wenige Züge später verlor der Amateur erneut die Dame.
Diesmal schob Bobby sie wortlos in seine Hosentasche.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Am Vorabend des Internationalen Turniers 1910 in Hamburg hatte Großmeister Siegbert Tarrasch kategorisch gegen die
Teilnahme des Meisters Frederick Dewhurst Yates in diesem Turnier auf. Seiner Meinung nach wäre Yates viel zu schwach
für einen solchen Wettkampf. Yates landete zwar auf dem letzten Platz und gewann nur eine Partie...aber die
ausgerechnet gegen Tarrasch.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Die folgende Begebenheit ereignete sich vor vielen Jahren in einem Londoner Schachklub. Um einen Tisch saß eine
Gruppe Schachspieler. Einer von ihnen, dem Akzent nach Ausländer, führte irgendeine Partie vor. Unter den Zuschauern
befand sich ein alter, pensionierter Kapitän. Als großer Schachliebhaber hatte er sich noch im Alter dazu entschlossen,
Schach gründlich zu erlernen und für den Anfang die Eröffnungen zu studieren.
Nachdem der Ausländer zehn Züge "nach Buch" gemacht hatte, wich er vom theoretischen Weg ab. Der alte Seebär hielt
diesem "Analphabetentum" nicht stand und rief: "Sir, eine solche Eröffnung gibt es im Eröffnungshandbuch gar nicht!"
"Aber ich bin selbst das Eröffnungshandbuch!", war die Antwort - gegeben von Alexander Aljechin.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Hin und wieder gab auch Großmeister Friedrich Sämisch Blindsimultanveranstaltungen. Einmal war unter den Zuschauern
eine ältere Dame. Sie hatte den Großmeister lange beobachtet und wandte sich schließlich an die Organisatoren der
Vorstellung: "Er betrügt, er ist gar nicht blind, er sieht alles!"
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
(Oliver vom Internet exklusiv für IS)
14
Seite 13
INSELSCHACH 112
Seite 15