Kaderturnier

Kein Vergleich

Der Jugendkadertrainer, Wolfgang Pajeken, hatte eine Idee: Ein Turnier nach dem Scheveninger System, ausgetragen zwischen Hamburgs besten Jugendlichen (Möller, Stellwagen, Schulenburg, Huschenbeth) und einer Truppe kampferfahrener Mumien. Damit die Hüpfer mal ordentlich eins auf die Glocke kriegen, so sinngemäß der Chef. Und klar, wer hat immer Zeit, immer Lust und ist immer der Schrecken am Schachbrett? Genau. Des weiteren waren im M-Team M. Lindinger (fürs positionelle Einmatschen), H.-J. Schulz (für die Schwindeleien) und M. Knaak (für wenigstens ein Erfolgserlebnis). Das Ende sah dann so aus, daß HR und Lindinger die aufstrebende Jugend fürchterlich verdroschen, Schulz die Punkte nur nach stundenlangem Weichklopfen rausrückte und nur Knaak ein wenig indisponiert wirkte. Insgesamt ergab dies ein 17.5:13.5.

 LindingerReddmannSchulzKnaakgesamt
Möller0/==/0=/11/14.5
Stellwagen0/0=/01/11/14.5
Huschenbeth=/00/01/==/12.5
Schulenburg0/00/10/00/12
gesamt7631.517.5:13.5
(Ergebnisse Weiß/Schwarz aus Sicht der Jugend)
Was ist nun die große Bilanz? Mit den Endspielkünsten hapert es noch ein wenig, aber dies war zu erwarten (und der Sieg von Schulenburg gegen HR hätte auch von HR selbst nicht präziser geführt werden können). Was aber überrascht, war die manchmal jämmerliche Eröffnungsbehandlung der Jugend - wenn HR in der Eröffnung nicht breit steht, ist offensichtlich noch viel Trainingsbedarf vorhanden. Und wie HR mit zwei Minusbauern für nullkommanix die Partie noch gedreht hat, das läßt sich nur noch mit Parapsychologie erklären. Oder daß der Gegner mitblitzt.

Partien:
Reddmann-Stellwagen, Runde 3
1.d4 Sf6 2.Lg5 e6 3.e4 h6 4.Lxf6 Dxf6 5.Sc3 b6 6.Sf3 Lb7 7.Ld3 c5 8.d5 Ld6 9.O-O O-O 10.e5 (Gewinnt eine Figur, allerdings gegen 20-30 Bauern. Das war schon mal der erste.) 10...Lxe5 11.Se4 Lxh2+ (Nummer zwei. Die beiderseitigen Rochaden waren erforderlich, sonst ginge einfach 11...De7. Jetzt käme darauf 12.d6 und Schwarz würde garnix kriegen.) 12.Kxh2 Dxb2 (Und drei!) 13.Tb1 Dxa2 14.c4 exd5 15.Sc3 (Weiß gibt ungerührt noch Bauer 4&5, um die Dame kaltzustellen.) 15...Da5 16.Dc2 b5 (Sieh da. Der fünfte muß freiwillig wieder rausgerückt werden.) 17.Sxb5 dxc4 (Hier wäre 17...Sc6 um Längen besser gewesen - klar, daß Schwarz sich vordringlich um seine Entwicklung kümmern muß.) 18.Dxc4 d5 19.Dxc5 Sc6 (Zu spät, du rettest den vierten nicht mehr - 19...a6 20.Ta1 bringt nichts ein.) 20.Tfc1 Tab8 21.Ta1 Db4 22.Dxb4 Sxb4 23.Lf1 a6 24.Sd6 Tfd8 (Warum nicht 24...Lc8, um erst einmal Nr.3, den a-Bauern, zu klammern?) 25.Sxb7 Txb7 26.Lxa6 Sxa6 27.Txa6 Tb2 28.Kg3 d4 (Interessant war 28...f5, um noch ein Bauernpaar mit f4+ vom Brett zu holen.) 29.Td1 d3 30.Ta3 f5 (Zu spät!) 31.Td2 Txd2 32.Sxd2 Td4 33.Kf3 g5 (Hässlicherweise landet nach 34...Tg4 35.g3 h5 36.Se4 der Turm auf ewig in der Abstellkammer.) 34.Ke3 Td6 35.Txd3 Te6+ (Das wars für den zweiten. Turmtausch wäre besser gewesen, die Analyse ergab, daß S+2B gegen 3B zwar einfach gewonnen ist, aber schwierig zu spielen.) 36.Kf3 Kg7 37.Sc4 Tc6 38.Td7+ Kg8 39.Se3 Tc3 40.Ke2 f4 41.Sf5 f3+ 42.gxf3 h5 43.Tg7+ Kf8 44.Txg5 Kf7 45.Txh5 (Drei, zwei, eins, null! Aber auch nach 41...Tc2+ 42.Kf3 g4+ 43.Kxg4 Txf2 44.Sh4 kann Weiß langsam das Fallobst einsammeln. Den Rest hätte sich Schwarz sparen können.) 45...Kg6 46.Sg3 Ta3 47.f4 Tb3 48.Ta5 Kf6 49.Ta6+ Kf7 50.Se4 Ke7 51.f5 Tb5 52.Ta7+ Kf8 53.f6 Tf5 54.Ta8+ 1-0

8


Seite 7 INSELSCHACH 117 Seite 9