Winterturnier

Langturnier ist laaaaaang

Wie treibt man einen Schachwart in den Wahnsinn? Nun, man trägt sich in die Vereinsmeisterschaft ein und erwähnt dann ganz beiläufig, daß man ja eigentlich nur die Hälfte aller Spieltage anwesend sein kann, weil der Goldhamster zum Bungeejumping gefahren werden muß oder was weiß ich. Bisher war das nicht so das Problem, weil man ca. 7 Runden auf 15 Spieltage in jedem Fall unterbringt, aber diesmal wurde es zu eng, weil wir am Ende doch in einer Gruppe spielten. Schach, meine Herren*, ist eine sehr eifersüchtige Muse. Wer einen beliebigen anderen Termin über das Schach stellt, und sei es die eigene Beerdigung, wird niemals 2300 ELO erreichen. Nun denn, wenigstens diente es der Völkerverständigung: Die Vereinsmeisterschaft von Weiße Dame wurde beim HSK gespielt, die von Diogenes beim SKW, die von SKW bei Weiße Dame und Marmstorf...Eigentlich zur Nachahmung empfohlen – Gens una sumus.
Im nächsten Jahr sollten wir es aber hinkriegen, daß alle Fehltermine vor dem Beginn des Turniers eingereicht werden und es speziell kein nerviges Nachspielen von Partien nach dem geplanten Turnierende mehr gibt. Das hilft zwar nicht gegen völlig ungeplante Schicksalsschläge wie Krankheit, Schutzhaft, Entführung durch Aliens etc., aber so ein Fehlen nimmt einem gewöhnlich weder der Gegner oder der Schachwart übel. Rechnen wir auf der positiven Seite, daß es bei 66 Partien keine Kampflosen in der Tabelle gibt.
Sonst noch irgendwas? Ach ja, HR ist wieder Meister und blamierte sich gar fürchterlich gegen Florian (und gegen Alex auch, wenn man es genau nimmt). Und Carina übte sich schon mal für die Mannschaftskämpfe der Ersten ein – ihre wütenden Angriffe ließen gestandene Kämpen wie Ralf und Peter wie Schuljungen aussehen.
* Und meine Dame natürlich auch.

Partien:
Reddmann-Littmann, Runde 8
1.d4 g6 2.e4 d6 3.Lc4 Sf6 4.De2 Sc6 5.Sf3 Lg7 6.Sc3 O-O 7.e5 Sh5 8.e6 (Ohne diesen Vorstoß hätte der ganze Aufbau mit De2 gar keinen Sinn.) 8…fxe6 9.Lxe6+ Lxe6 10.Dxe6+ Kh8 11.Le3 (11.Sg5 Sxd4 wäre ein ganz schlechtes Geschäft, aber alles andere war besser.) 11…Sf4 12.Dg4 Dc8 13.Dg3 Sh5 (13…Df5 war vielleicht besser, ungeachtet 14.Sh4.) 14.Dh4 Df5 15.O-O-O Sf6 (Mit Lf6 kann Schwarz den Damentausch forcieren, weitgehend eine Sache des Stils.) 16.d5 Se5 17.Sxe5 Dxe5 18.The1 Df5 (Oder Dh5. Siehe oben.) 19.h3 c6 20.g4 Dd7 21.Ld4 Tf7 22.dxc6 bxc6 23.f4 c5 (Und verzockt. Das Schlimme ist nicht mal der eingestellte Bauer, sondern daß er keinen zweiten hat, um den Läufer von d4 rauszuwerfen. Nach Tb8 und dann erst c5 – oder erst Db7 – wäre Weiß in große Schwierigkeiten geraten, weil der Lg7 zum Riesen zu werden droht.) 24.Lxc5 Tb8 25.Ld4 Db7 26.b3 Db4 27.Kb2 Tb7 28.Td3 (Präziser Te3, aber HR hat längst erkannt, was der Gegner garantiert als nächstes spielt und verkauft ihm reichlich Seil, um sich selbst aufzuhängen.) 28…a5 29.f5 gxf5 30.g5 Se8 (Schon wegen g6 war Se4 unabdingbar, woran Weiß daran gut tut, mit Lxg7+ alle Verwicklungen zu vermeiden, die ihm eh nichts einbringen. Allerdings ist der Textzug noch teurer, die Dame ist futsch für fast nichts.) 31.a3 1-0

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