St. Pauli-Open

Schweizer Gambit

Wichtig ist, was hinten rauskommt, und das waren satte 7/9 Punkte und der 5.Platz (plus einem ansehnlichen Schmerzensgeld) noch vor 2 GMs. Alles paletti, oder?
HR ist prinzipiell. Wie wurde dies Ergebnis erzielt? Nun, durch ein Glücklos in der letzten Runde, was einen schlagbaren Gegner bescherte, und das war dann auch die einzig vernünftige Partie von HR. Ansonsten nur blitzartig gegen einem IM eingegangen, den Aufschlag gegen das Kanonenfutter (jedenfalls gemessen an einem HR aus dem Jahre 2000) durchgebracht und mit Schwarz immer schön remisiert, um nicht zu hoch zu kommen. Mit anderen Worten, hätte HR das mit Absicht gemacht, müßte er sich jetzt in die Ecke zum Schämen verziehen.
Übrigens rannten entschieden mehr Hilfs-, Ex- und Ehren-Wilhelmsburger als echte (Dieter Boxberger trat in der B-Gruppe an und holte mit 3/9 Punkten Platz 107; Kai Schröder tat es ihm mit 3/9 Punkten und Platz 117 in der A-Gruppe fast gleich) an: besonders Sven Wobbe wäre zu erwähnen, der mit 6/9 und Platz 14 den U2200-Ratingpreis abstaubte.
Ansonsten wäre nur zu berichten, daß die Turnierleitung den Termin eleganterweise nach dem Schlagermove (und den Harley-Days) legte, was für himmlische Ruhe sorgte (außer am Freitag, da war dann wieder ein Fußballspiel von St. Pauli und vorher entsprechend Fans unterwegs).

Partien:
Reddmann-Buchholz, Runde 1
1.d4 d5 2.Lf4 Sf6 3.e3 Lg4 (Und dann fiel es ihm wieder ein, daß HR eh den Aufbau mit f3 und g4 spielt...) 4.f3 Lf5 5.g4 Lg6 6.h4 h5 (Üblich ist der Aufbau mit h6.) 7.g5 Sg8 (Besser Sfd7, denn schon kommen sie, seine 3 Probleme.) 8.c4 c6 (Sonst folgt Db3 und er steht ganz unharmonisch.) 9.cxd5 Lxb1 (Die Möglichkeit, daß Weiß Lxb8 nebst Lb5+ folgen läßt, gefiel ihm nun gar nicht. So schlimm ist ein König auf d8 aber nicht, auch der Weiße geht ohne mit der Wimper zu zucken nach f2 – der Bauer ist erst einmal weg.) 10.dxc6 Sxc6 11.Dxb1 (Materialistisch gespielt. Konsequent wäre jetzt 11...e5 12.dxe5 Lb4+ 13.Kf2 Dd2+ 14.Se2, aber einen HR beeindruckt man damit nicht.) 11...e6 12.g6 (Kann Schwarz sich konsolidieren, könnte Weiß doch ein Problem mit seinem König bekommen. Daher immer feste druff.) 12...Le7 13.gxf7+ Kxf7 14.Lc4 Lxh4+ (Am Rückgewinn des Bauern hat er keine Freude, es kostet nur Tempi und der Läufer steht taktisch anfällig.) 15.Kf1 Df6 (Was sonst? Lf6 ist auch nicht grade schön.) 16.De4 g5 (Faktisch erzwungen, aber Weiß räumt einfach alles ab.) 17.Txh4 gxh4 18.Sh3 (Damit fällt e6, wonach der König sich nirgendwo mehr verkriechen kann. Der Textzug ist noch der beste Versuch.) 18...Sge7 19.Lxe6+ Ke8 (Es mußte unbedingt Kf8 kommen, wie man gleich sieht.) 20.d5 Dxb2 (Was sonst?) 21.Tb1 Dxa2 22.dxc6 Da6+ 23.Lc4 (Oh weh. HR brauchte geschlagene 3 Minuten, um die Pointe zu planen: 23...Dxc6 24.Lb5. Das war jetzt so schwierig zu sehen. Aber stellen wir mal den K nach f8: 23.Kf2 Dxc6 24.Txb7 Dxe4 25.fxe4. Nein, mit diesen beiden Restmülltonnen auf a8 und h8 gegen die Mörderleichtfiguren UND aktiven Turm braucht man auch nicht wirklich weiterzuspielen. Z.B. 25...Th7 26.Sg5 Tg7 27.Lb3.) 1-0

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