HSenEM

Titelverteidiger

Mit äußerster Suppe und belohntem wahnwitzigen Risiko schaffte HR 7/9 Punkte und den 1. Platz in der Ü50. Der (nur) halbe Buchholzpunkt mehr gegenüber seinem hartnäckigsten Verfolger ist Bullshit, der den leicht seltsamen, aber nun mal gültigen FIDE-Konventionen zum Ausgleich von Kampflosen geschuldet ist – es reicht ein Blick auf die Kreuztabelle.
Aber der Reihe nach. Gegen Weiß sollte man keinen farbvertauschten offenen Sizilianer spielen – zwei Mehrbauern waren die schnelle Folge, und als Schwarz glaubte, er könne mit seinem eigenen Freibauern schwindeln, erlegte ihn ein Gegenschwindel endgültig. Mit Schwarz kann HR hingegen gar nicht spielen, er servierte immerhin dem Gegner eine Zugwiederholung auf dem Silbertablett, die dieser annahm, nicht realisierend, daß HR völlig platt war (er hatte sich schlicht bei den Bauern verzählt). Der nächste Gegner überzog wie im Dähnepokal komplett gegen HR, der dies emotionslos ausschlachtete - Schwarz war leider einen Zug eher matt als HR. Die nächste Schwarzpartie war Nimzo mit Lxc3+ – eigentlich sollte jeder inzwischen wissen, daß man selbst als GM, wie sagen wir es, gegen HR besser aus der Eröffnung rauskommen kann. Nach zähen Marmeln und Manövrieren brach der Gegner zusammen. Es folgte HRs Spezialfeind, gegen den er im Damengambit etwas völlig Neues probierte – er spuckte völlig überraschend seinen c-Bauern und machte keine Anstalten, ihn wiederzuholen. Aber er bekam Initiative, und das schmeckte Schwarz gar nicht. Ein kreatives Quallenopfer brachte ein günstiges Endspiel, und die kann HR nun mal besser. Nun folgte die haarsträubendste Partie des ganzen Turniers. HR, wieder aus einem Nimzo heraus, behandelte die Sache etwas larifari, worauf der Gegner den Königsflügel aufbiss, das übliche Nimzo-Problem. Ironischerweise erhielt aber HR gerade dort plötzlich riesigen Angriff. Er fand jedoch nicht die stärksten Züge, und mit einer titanischen Verteidigungsleistung wies der Gegner den Angriff ab. HR konnte nur noch schwindeln und hoffen, daß Weiß nicht das extrem schwer zu bastelnde Matt mit D und L gegen nackten König finden würde. Richtig gehofft, der König entwischte in Sicherheit, Dauerschach. Jetzt war die Suppe aber aufgebraucht. Der nächste Gegner, schon wieder mit Weiß (kriege ich eigentlich jemals ein 5:4-Turnier?) überspielte HR nach allen Regeln der Kunst, und dieser war zu deprimiert, konzentriert möglichen Widerstand zu leisten, und setzte sich praktisch selbst matt. Seinen Ärger ließ er am folgenden Gegner aus, der förmlich vom Brett gefegt wurde – ein vergifteter Bauer war sofort tödlich, und HR brauchte sich nur das schönste Massaker auszusuchen. In der letzten Partie gegen den nominell schwächsten Gegner (die starken Konkurrenten hatte er alle schon) stand HR schon wieder völlig platt (is it any wonder?), aber sein Gegner fand die Opfer nicht, die ihm den Rest gegeben hätten, dann kam noch Zeitnot hinzu, und die folgenden Opfer waren leider die völlig falschen.
Damit war HR erneut Ü50-Meister. Nur noch drei Jahre, dann kann er in beiden Turnieren simultan spielen

Jörn Werner machte sein Standardergebnis von 4.5 Punkten und den 22. Platz in der Ü65 (wir erinnern mal kurz daran, daß da beim Alter in absehbarer Zeit eine 9 vor dem Komma steht...Beachtliche Leistung!), die wie immer deutlich besser besucht war als die Ü50.

Es folgt eine Auswahl der wüstesten Partien für INSELSCHACH:

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