Ein ganz normaler Mannschaftskampf
Ein Auswärtskampf liegt vor uns. Treffpunkt am Gemeindehaus. Zehn Minuten
vor der verabredeten Uhrzeit ist die Gruppe komplett. Das beunruhigende Warten
der vergangenen Jahre scheint der Vergangenheit anzugehören.
Doch dann fängt das Zerren an den Nerven an. Keiner will eine Fahrt in Karstens Auto
(wieso "Auto"? Anm. d. Red.) riskieren. Halb beschwörend, halb beruhigend
muß ich zwei Personen aus dem meinigen Wagen locken. Er ist nur für fünf Personen
zugelassen, und ich möchte auch hinein. Alle haben einen Platz gefunden.
Weiß eigentlich jemand, wo der Spielabend stattfindet? Eine freche, doch berechtigte
Frage. Na gut, dann kann ich mit der Adresse auch die Spielerpässe von Wolfgang Ohl
abholen. Dort liegen gerade saftige Steaks auf dem Teller, doch die Zeit drängt.
Unter Mißachtung einiger lächerlicher Geschwindigkeitsbeschränkungen erreichen wir
nun doch noch zu früh das Spiellokal, Die gastgebende Mannschaft trudelt gerade
erst ein. Um eine kurze Besprechung abhalten zu können, muB ich ersteinmal
den Netzstecker des im Lokal befindlichen Flippers aus der Steckdose ziehen,
was mir mißfallende Äußerungen von Karsten, Frank und Axel einbringt. Olli erscheint
eher erlöst. "Will noch jemand das Brett tauschen?" Eine Frage, auf die hin
ein emsiges Handeln einsetzt: "Ein kleines Bier?" - "Nein, einen 'Halben' oder
zwei Tüten Popkorn!"
Nachdem ich die Aufstellung zum dritten Male korrigiert habe, steht die Mannschaft.
Langsam kommt erwartungsvolle Spannung, gepaart mit Nervosität auf. Axel schnorrt
schon seine dritte Zigarette. Karsten tippt auf einen 15 : 1 Sieg (wem traut er
eigentlich nurein Remis zu?), da die Gegner sowieso nicht als solche, sondern
eher als Opfer angesehen werden müßten.
Es ist schon einige Minuten nach halb acht, als Axel beim Erzählen eines sehr
zweifelhaften Witzes unterbrochen wird. Kurze Begrüßung, der Kampf beginnt.
Nachdem die Kellnerin ihre Rufe, wo denn nun der Kaffee hinkäme, eingestellt hat,
tritt sogar etwas Ruhe ein, nur vom Gejohle an der Theke im Nebenraum unterbrochen.
Als ich nach zehn Minuten aufstehe und die Lage an den anderen Brettern betrachte,
sehe ich nichts ungewohntes. Überall Eröffnungsstellungen und bei Hauke
ein wirres Durcheinander nur noch weniger Figuren. Nach weiteren zehn Minuten
hat er gewonnen und sich mit einem Stapel Science-Fiction-Romanen
in eine stille Ecke zurückgezogen.
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INSELSCHACH 29
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