Hauke R e d d m a n n: Mit 3.5:2.5 Zählern gemeinsam mit Frank Siegmann bester Spieler. Dennoch bleibt festzuhalten: Von offensiven Qualitäten war beim SKW-Spitzenmann wenig zu sehen. Immer wieder nahm er bizarre, defensive Stellungen in Kauf, in die er stets schon in der Eröffnungsphase geriet. Wenn er sich zu systematischem Variantenbüffeln durchringen könnte und so ein Eröffnungsrepertoire aufbaute, wird er auch mal wieder ein Kombinatiönchen anbringen können.

Karsten O h l: Punktete miserabel: 2:4 Zähler! Und das, obwohl er in sämtlichen Partien mindestens ausgeglichene, meist sogar "gewonnene" Stellungen erreichte. Fast einjährige Turnierabstinenz gepaart mit einer Vielzahl von Larifaripartien in den Mittagspausen in einem verflixten Bremer Daddelcafé führten bei ihm zu einer überhöhten Risikobereitschaft, die in den Mannschaftskämpfen immer wieder im Wild-West-Stil mündeten, und zu nachlassender Konzentration mit zunehmender Spielzeit.

Wolf-Dieter P a u s t: Mit 2.5:4.5 Punkten ähnlich schlecht wie Ohl. Solange er über ein erträgliches Zeit-Budget verfügte, war er stets bemüht, hyperfeinsinnige, gekünstelte Zugfolgen zu erfinden, etwa á la Nimzowitsch, nur daß da eben nicht der Maestro selbst am Brett saß. Entsprechend waren stets die Positionen, in die sich Wolf-Dieter lavieren ließ. Erst wenn in Zeitnot zu Nimzowitschiaden keine Zeit mehr war, sickerte etwas Lasker in seinen Stil: "common sense in chess", der gesunde Menschenverstand. Und dann sackte W.D.P. auch Punkte ein. Ergo: Pausti, bleib bei deinen Leisten.

Arno W a s s e r b e r g: 2:4 Punkte zeigten, daß der Altmeister seine kombinatorischen Fähigkeiten nicht recht ausspielen konnte. Denn zu oft geriet er schon in der Eröffnungsphase in eingeengte Stellungen, aus denen er sich nicht befreien konnte. Vor allem mit Schwarz harrt die Theorie seiner.

Klaus "Oze" N e u m a n n: 0.5:4.5 Punkte sind bitter. Auch er machte immer dann einen hilflosen Eindruck, wenn nur mit Erfindungsgabe gegnerischen Walzen der Weg zu verbauen war. Auch ihm müßte mit systematischer Mittelspiellehre zu helfen sein.

Axel S i e g m a n n: Mit 1.5:3.5 Zählern zeigte er neben viel Schatten, der, ähnlich wie bei Ohl, meist aus katastrophalen Fehlgriffen in nicht selten guten Stellungen resultierte, auch etwas Licht. Mit Weiß kann er sich in seinem Spezialeröffnungssystem bombige Stellungen aufbauen, die er auch kombinatorisch verwertet.

Frank S i e g m a n n: 3.5:2.5 Punkte sind recht ordentlich. Er war diesmal mit mehr Engagement bei der Sache als früher. Das zahlte sich aus, obwohl er es relativ weit "unten" natürlich auch einfacher hatte.

Jürgen O l s c h o k: Vier Einsätze mit 2:2 Punkten bewiesen in erster Linie, daß Studenten meistens Urlaub machen. Und am letzten Brett hätte man wohl auch mehr von ihm erwarten können.

Die E r s a t z s p i e l e r: Michael Trocha, Lutz Meyer und Uwe Lübbert sprangen mit je einer Partie (zusammen 1.5:1.5 Punkte) ein - zu wenig Einsätze, um einigermaßen wahrheitsträchtige Aussagen über ihre Partien machen zu können.

7


Seite 6 INSELSCHACH 38 Seite 8