Dia Ziele, die angestrebt werden, müssen vermittelt werden mit der gegebenen Lage.
Die schönsten Zukunftsvisionen sind nichts wert, wenn sie nicht aus den realen
Bedingungen entwickelt, wenn nicht Wege gefunden werden, um ihnen näherzukommen.
Und diese Schritts müssen logisch präzis aufeinander aufbauen. Aber andererseits
sind auch die einzelnen Schritte und Manöver nichts wert, wenn sie nicht integriert
sind in eine Gesamtstrategie, wenn sie bloße Reaktionen auf aktuelle Ereignisse und
Bedrohungen darstellen. So erfährt der Schachspieler sehr handgreiflich, daß ihm
utopische Träumereien nicht weiterhelfen, daß er "realistisch" sein muß - aber nicht
im Sinne jener 'Stückwerk-Philosophie', die in der Politik so beliebt ist
und blind macht für längerfristige Notwendigkeiten.
3. Dieser Zusammenhang wird noch deutlicher, wenn man nicht
nur das Individuum und seine Existenzprobleme betrachtet, sondern das
politische Leben mit seinen Konflikten und Gesetzmäßigkeiten. Dies gilt
insbesondere in den Bereichen, in denen also der Nutzen der einen Seite
notwendig auf Kosten der anderen Seite geht. Die Feudalherren konnten eben
ihre schönen Schlösser nur bauen und ihren Luxuskonsum nur entfalten,
indem sie die Bauern auspreßten und niederdrückten. Und die Ausweitung der
Mitbestimmung in den Betrieben geht notwendig auf Kosten der Unternehmer.
Genau diese Grundkonstellation findet im Schachspiel ihren Ausdruck. Sie ist
zwar insofern typisiert, als hier beide Seiten gleiche Mittel zur Verfügung haben
(in Gestalt der Figuren in ihren Grundpositionen und in Gestalt der Bedenkzeit),
was bekanntlich in der politischen Realität in der Regel nicht zutrifft.
Doch das ist schon nach wenigen Zügen vorbei.
Die Strategie muß also immer zwei Ziele gleichzeitig im Auge haben: Die optimale
Entfaltung der eigenen Kräfte muß einhergehen mit einer möglichst effektiven
Behinderung der gegnerischen Kräfte. Nur die organisierte Mobilisierung der
Gesamtheit der eigenen Kräfte bietet Gewinnchancen. Mit ein paar 'spontanen'
Aktionen mit der Dame oder dem Springer ist da nichts zu machen.
Sie führen schnurstracks in die Niederlage.
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