Dortmund, Westfalenhalle, Dezember 1983: 25.000 Menschen singen, tanzen, turnen zusammen. Immer wieder Diskussionen: "Was können wir als Sportler gegen die Stationierung der neuen US-Mittelstreckenraketen tun?" Aufgerufen haben die prominentesten Sportler der Bundesrepublik: Fechtweltmeisterin Cornelia Hanisch und 800-Meter-Weltmeister Willi Wühlbeck, Bundesliga-Profi Ewald Lienen und Wasserball-Europameister Bernd Weyer, Stabhochspringer Günther Lohre und Olympia-Sprint-Siegerin Annegret Richter. "Sport und Frieden kann man nicht trennen. Frieden ist die Voraussetzung, um sportliche Wettkämpfe durchführen zu können. Er darf nicht durch Aufrüstung gefährdet werden", schreibt Annegret Richter im Flugblatt, mit dem die Sportler nach Dortmund rufen. Die DSB-Hierarchen, sonst meist weder an der Spitze der Fortschritts noch der Friedensdemos, können die Initiative "Sportler für den Frieden/Sportler gegen Atomraketen" nicht länger ignorieren. DSB-Präsident Willi Weyer steuert nette, aber ziemlich unverbindliche Thesen zum Frieden seinen Dachverbands bei, "Olympia-Papst" Willy Daume hält auf dem internationalen Sportfest der Initiative am 11, Dezember in Dortmund sogar eine Rede, in der er auf die Verantwortung der Sportler in aller Welt für die Erhaltung des Friedens hinweist. Die 25.000 in Dortmund setzen sich dafür ein - trotz des "Ja" des Bundestages zu der Stationierung atomarer Erstschlagwaffen drei Wochen zuvor.

"Und was hat das alles mit uns im SKW zu tun?" - "Die wichtigste Existenzgrundlage unseres Sporttreibens ist eine friedliche Welt. Dafür tragen wir eine besondere Verantwortung, weil sich die Sportbewegung selber die Aufgabe gestellt hat, zur Verständigung der Menschen beizutragen und Begegnungen und Freundschaften über Städtegrenzen und unterschiedliche Meinungen hinweg zu entwickeln", heißt es in einer Erklärung von Sportler für den Frieden/ Sportler gegen Atomraketen unter anderem. Und weiter, "Die Entspannungspolitik der vergangenen Jahre hat uns Sportler viele neue Beziehungen, Kontakte und Wettkämpfe gebraoht." Das alles darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Der Olympia-Boykott von 1960 hat gerade uns Sportlern gezeigt, wohin Konfrontation führt. Die ständig steigenden Rüstungsausgaben wirken sich schon heute direkt auf den Sport aus: Sie greifen tief in unseren Sportbetrieb ein, wie es sich in den Kürzungen der Sportetats des Bundes, der Länder und der Kommunen ausdrückt."

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