6.e5 Siregar spielte gegen mich 5.f3 und verlor später die Partie. Was erreicht Weiß mit dem raumgreifenden Bauernzug? Zuerst einmal beunruhigt er den schwarzen Gaul, des weiteren erhält er nach dem unvermeidlichen Springerzug weiteren Raumvorteil mit f4. Dies geschieht in der Partie nicht, ist aber durchaus eine Überlegung wert. Zum Beispiel 6...Sg4 7.f4 Sxe3 8.Dxe3 und Weiß ist seinen schlechten Läufer los, während Schwarz seinen aktiven Springer gegeben hat. Zudem macht die Stellung einen geschlossenen Eindruck, was die weißen Pferdchen freuen dürfte. 6...Sg4 7.Lf4 f6! Es drohte 8.h3 mit Springerfang. Jetzt könnte Schwarz auf diesen Zug 8...fxe5 9.hxg4 exf4 10.Df4 Dd6! spielen und hätte gut gestanden. Erwähnen möchte ich noch, daß die Theorie anstelle meines Zuges f6 h5 bevorzugt mit der Folge 8.Sf3 Sh6 9.a4 Sf5 10.Ld3 a5 11.Se2 Sa6 12.c3 Sc7 13.O-O Ld7 14.Dc2 Sh6 15.Sg3 Se6 16.Ld2 Sf8 17.b3 Dc8 18.c4 Sf5 19.Tac1 und Weiß stand besser (Analyse). 8.exf6 Interessant wäre der Zug 8.Sf3, was den Punkt e5 noch mal unter Kontrolle nehmen würde. Darauf plante ich 8...Sd7 9.Dd4 Db6 10.Dxb6 axb6 11.e6 Sc5 12.h3 Sf6 und Schwarz sollte etwas besser stehen, weil der Bauer e6 fällt. Oder anstelle von Db6 10...e6 11.h3 Sh6=+ 8...Sxf6 9.O-O-O O-O 10.f3 Sbd7 11.g4! Normal schien mir erst 11.h4 Sh5 12.Lh2 e5 (Lh6-S93) 13.g4 exd4 14.Sxd5 Se5! 15.Sb4 Lxg4 16.fxg4 Sxg4 17.Sh3 Dxh4 18.Lc4+ Kh8 19.Sg5 Sf2 20.Sd3 Sxh1 21.Se5 und Weiß sollte besser stehen += (Analyse). Haukes Zug verhindert das Springermanöver nach h5 und dient den eigenen Angriffsbemühungen. Ferner ist später nach dem Zug h4-h5 g6xh5 g4-g5 möglich mit Öffnung der h-Linie. Andererseits, mutet es nicht komisch an, den Bauern f3 in der halboffenen f-Linie rückständig werden zu lassen? 11...Te8 Schwarz möchte gerne im Zentrum mit e5 vorgehen. Seine Figuren sind so angeordnet, daß dies logisch erscheint. Hauke meinte nach der Partie, daß c5 angebracht gewesen sei. Falls dann 12.dxc5 e5. Nachdem ich Haukes Vorschlag überprüfte stellte ich jedoch rasch fest, daß 11.. c5? an 12.Sb5 scheitert, wovon sich jeder schnell überzeugen kann. 12.h4 e5 13.dxe5 Sxe5 Auch hier in dieser Partie bewahrheitet sich die alte Regel, auf einen Flügelangriff im Zentrum zu agieren, als richtig. Charakteristisch für das moderne Schach ist das Anstreben einer dynamischen Stellung, in der man die beiderseitigen Chancen einschätzen, aber schwer entscheiden kann, welche Seite Vorteile besitzt. Gewöhnlich nehmen beide Kontrahenten an, daß sie besser stehen, doch mitunter halten beide ihre Stellung für schlechter. Im vorliegenden Falle ist der Hauptfaktor des Kampfes die entgegengesetzten Rochaden, so daß jeder auf den gegnerischen König "einschlägt".

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